Ein einziger Spritzer, Splitter oder Funke reicht aus, um unsere Sehwerkzeuge zu schädigen. Im schlimmsten Fall sogar dauerhaft.
Fremdkörper, die mit großer Wucht beim Flexen, Sägen, Schleifen ins Auge fliegen, das Abgleiten von Werkzeug, sowie abgebrochene, wegspringende Teile können schwere Stich- beziehungsweise Rissverletzungen auslösen. Mit hoher Geschwindigkeit eingedrungene Splitter werden häufig erst spät wahrgenommen.
Verletzungen der Hornhaut
Ein spitzer Gegenstand, der die Augenwand durchbohrt, verursacht oft weniger Schmerzen als oberflächliche Verletzungen der Hornhaut. Diese ist im Vergleich zu den anderen Geweben des Sehorgans dicht mit Nerven versorgt und daher sehr empfindlich. Bei Berührung entsteht daher unsere natürliche Abwehrreaktion. Es kommt zum raschem Lidschluss – jedoch nicht immer schnell genug.
Manchmal ist die äußere Verletzung klein, deshalb muss vor Planung eines chirurgischen Eingriffes abgeklärt werden, ob sich im Auge noch ein Fremdkörper befindet. Sehr schwere Schädigungen des Augapfels zum Beispiel durch abgebrochene Metallteile können sogar die komplette Rekonstruktion erfordern. Splitter aus Eisen oder Kupfer lösen zusätzlich gefährliche chemisch/toxische Reaktion aus, wenn sie im Gewerbe verbleiben. Bei der Verarbeitung von Holz ist das Risiko einer Infektion besonders hoch, da das „lebendige Material“ mit vielen Keimen besiedelt ist. Die Teile daher möglichst rasch entfernen lassen!
Eine Keratitis photoelectrica, das sogenannte „verblitzte Auge“, entsteht bei Schweißarbeiten ohne Schutzglas durch oberflächliche Überhitzung und punktförmigen Beschädigungen der Hornhaut. Starke Schmerzen und Sehverschlechterungen, die besonders in der Nacht auftreten, sind die Folge. Zum Glück heilt die Verletzung meist innerhalb von 24 bis 48 Stunden mit benetzenden, entzündungshemmenden Augentropfen wieder ab. Durch Schutzbrillen lassen sich derartige Unfälle in der Regel vermeiden. Obwohl die Ausrüstung am Arbeitsplatz zur Verfügung steht, bleibt die Verwendung oft aus.
Das Hantieren mit Werkzeugen oder ätzenden Flüssigkeiten stellt sowohl am Arbeitsplatz als auch im Haushalt ein großes Gesundheitsrisiko für die Augen dar
Im Haushalt werden meist gar keine Schutzmaßnahmen gesetzt. Schwere Prellungen durch Sturz von der Leiter, gegen Tischkante, Türschnalle durch Glasscheiben etc. können zu Schnitten, Blutungen im Auge, Ausrissen der Iris oder Verschiebungen der Linse führen. Chirurgische Maßnahmen sowie regelmäßige Kontrolle danach bewahren vor Spätfolgen wie Glaukom, Katarakt beziehungsweise Netzhautschäden. Verätzungen durch Laugen- oder Säuren werden nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch im Haushalt durch Reinigungsmittel verursacht. Sie stellen einen absoluten Notfall dar! Sofortige Spülungen sind entscheidend für den Erhalt der Sehfähigkeit. Die Folgen reichen von Trübung der Hornhaut bis zum völligen Verlust des Hornhautgewebes sowie Augenschrumpfung.
Autorin: Prof. Dr. Susanne Binder
Samstag, 14. Juli 2018, Kronen Zeitung
Teil 2/3